Vom Nebel zur Klarheit
29. August 2023
Foto von Iris Löcher
Während Behandlungen höre ich ab und zu von meinen Patient:innen, wie erstaunt sie sind, was ich unter meinen Händen spüre.
Ich spüre den Craniosacralen Rhythmus, an manchen Stellen Wärme, an manchen Kälte, hier und dort ein Pulsieren, Spannungen, Blockaden, Kraft und Kraftlosigkeit, Bereiche voller Energie und Stellen voller Bedürftigkeit.
Kürzlich spürte ich bei einer Patientin, dass eine Niere kleiner war als die andere, woraufhin sie mir erzählte, dass tatsächlich vor einigen Jahren festgestellt wurde, dass sich auf dieser Seite die Niere verkleinert hatte. Da waren wir beide, die Patientin und auch ich selbst, beeindruckt, wie deutlich das zwischen meinen Händen spürbar gewesen war.
Es beschäftigt mich, immer wieder zu hören, wie erstaunlich es sei, was ich alles spüre. Ich weiß, dass Menschen unterschiedlich sensibel in ihrer Wahrnehmung sind und ich weiß auch, dass ich sehr sensitiv veranlagt bin, was mich letztendlich zur Heilkunde in seiner ursprünglichen, ganzheitlichen Form, wie sie schon von unseren Urahninnen für Körper, Geist und Seele praktiziert wurde, geführt hat.
In unserer Gesellschaft stehen oft Leistung, Schnelle, Perfektion, Stärke, Anpassung, Beherrschung, Unabhängigkeit, Außenwirkung und Kontrolle im Fokus.
Das Feinfühlige, Leise, Empfindsame, das Nachdenkliche und Verletzliche findet hier selten seinen Platz.
Ich bin aber davon überzeugt, dass jeder Mensch ins Spüren kommen kann, wenn sie oder er sich den Raum dafür schenkt. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten, die Craniosacraltherapie ist nur eine davon. Es findet immer im Leisen, Stillen, Langsamen und im Rückzug statt und steht damit stark im Gegensatz zu dem Leben, wie wir es im Allgemeinen heute gewohnt sind.
Und was wir gewinnen, ist großartig.
Dadurch, dass wir uns selbst spüren, spüren wir auch unser Umfeld und unsere Mitmenschen deutlicher und ein Gefühl von tiefer Verbundenheit kann entstehen. Es kann sich so anfühlen, als würde man aus einem Nebel auftauchen und klar sehen, was wirklich wichtig ist.